War Saisonalität im Speiseplan früher ein Muss, so ist es heute eine bewusste Entscheidung. „Man kochte und aß, was verfügbar war“, beschreibt Prof. Christine Brombach das gängige Ess- und Kochverhalten, welches noch bis in die 1960er Jahre vorherrschte, zum Auftakt der Küchenpartie mit peb. „Früher wurde sehr regional und saisonal gegessen. Veränderungen im Lebensmittelangebot und den Lebenswelten haben die Auswahl und Möglichkeiten jedoch erweitert“, so Brombach weiter.
Salatgurken im Januar, Tomaten im März und Erdbeeren im November. Im Supermarkt ist heute fast alles zu jeder Jahreszeit erhältlich. Doch was hat wann in unserer Region wirklich Saison?
Bei einigem Obst und Gemüse ist uns das klar: Spargel und Rhabarber gibt es z.B. nur von Ende April bis Ende Juni. Dann verschwinden Sie wieder aus den Regalen. Aber was ist mit Paprika? Fenchel? Lauch?
Saisonal und regional einzukaufen hat viele Vorteile: Es schmeckt meist besser und vermeidet unnötige Umweltbelastung durch weite Transportwege und übermäßigen Wasser- sowie Energieverbrauch. Das klingt erstmal gut, doch was bedeutet es nun wirklich für uns Konsument:innen, wenn wir versuchen wollen, unsere Ernährungsweise auf saisonal umzustellen? Im August scheint dies einfach, doch wie ist es im Winter?
Saisonales Obst und Gemüse zu jeder Jahreszeit
Ein Blick auf den Saisonkalender (z. B. des Bundeszentrums für Ernährung BZfE) macht deutlich: Die größte Vielfalt an Obst und Gemüse gibt es natürlich in den Sommermonaten von Juni bis September. Doch auch im Winter steht einiges zur Auswahl. Verschiedene Kohlsorten wie Grünkohl, Rosenkohl und Chinakohl, aber auch Wurzelgemüse, Lauch, Rote Bete und Wintersalate wie Chicorée oder Endiviensalat. Entweder wachsen sie noch bei Kälte auf den Feldern oder sie können gut gelagert werden und zählen aus diesem Grund zum saisonalen Gemüse. Obst wie Äpfel oder Birnen haben in den letzten Wintermonaten noch Saison. Auch wenn sie im Herbst geerntet werden, lassen sie sich monatelang lagern. Und sobald die Vorräte verbraucht sind, sind ab Mai bereits wieder andere Obstsorten wie Beeren oder Steinobst erntebereit.
Saisonale Ernährung von damals bis heute
Doch die ständige Verfügbarkeit im Supermarkt ist nicht der alleinige Grund dafür, dass wir immer weniger einen Bezug zur Herkunft unserer Lebensmittel haben.
„Leider ist das praktische Kochwissen in den letzten zwei Generationen verloren gegangen. Das ist nun unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, erklärt Ernährungspsychologe Dr. Thomas Ellrott beim Auftakt der Küchenpartie mit peb. „Viele der Probleme, die wir heute haben, resultieren aus diesem Nicht-mehr-praktisch-kochen-können und der fehlenden Verbindung zu Lebensmitteln und auch zur Landwirtschaft.“
Immer mehr Menschen leben in Städten, haben in ihrem Alltag keinen Kontakt zur landwirtschaftlichen Produktion und keinen Zugang zu einem Garten, in dem sie Obst und Gemüse anbauen. Unser Alltag ist von der Lebensmittelherstellung meist entkoppelt und nicht mehr, wie einst, mit ihr verwoben. Für die Generation unserer (Ur-)Großeltern gehörte es früher dazu, im Sommer vorzusorgen, Lebensmittel zu konservieren und sie für den Winter haltbar zu machen. Das garantierte nicht nur eine durchgängige Lebensmittelversorgung, sondern brachte auch Abwechslung in den Speiseplan. Süß oder sauer eingelegtes Obst und Gemüse, Marmeladen oder auch geräuchertes oder eingekochtes Fleisch. So konnten Familien durch die kalte Jahreszeit kommen, bis mit dem Frühlingsanfang wieder Neues auf den Feldern zu wachsen begann.
Heute leben wir meist „saisonunabhängig“. Doch die tägliche Vielfalt im Supermarkt hat ihren Preis, u.a. für unser Klima. Beispielsweise verursacht heimische Freilandware deutlich weniger schädliche Klimagase als ein beheiztes Gewächshaus. Und auch wenn es mit der Klimabilanz mancher Obst- und Gemüsesorten im Winter und Frühjahr, aufgrund des hohen Energieverbrauchs für lange Lagerungszeiten, nicht immer ganz so einfach ist, lohnt grundsätzlich der Griff zur saisonalen und regionalen Ware. Häufig schmeckt diese sogar noch besser.
Nur Kohl und Kartoffeln? Vielfalt entdecken und neue Rezepte ausprobieren
Doch wie lässt sich ein abwechslungsreicher saisonaler Speiseplan im Winter zusammenzustellen? Wer Abonennt:in einer regionalen Obst- und Gemüsekiste ist oder auf dem heimischen Markt einkaufen geht, erlebt dies ganz bewusst.
In unserer heutigen Zeit ist ein Leben gänzlich nach dem Modell vergangener Generationen kaum vorstellbar – denn Lebensmittelkonservierung und -anbau sind ein Vollzeitjob. Zudem ist es für uns mit unseren modernen Ernährungsgewohnheiten schwer, sich komplett auf saisonal umzustellen. Doch auch die teilweise Umstellung auf saisonale Ernährung hat positive Effekte.
Die Integration vieler kleiner saisonaler und regionaler Elemente im alltäglichen Speiseplan leistet bereits einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
Auch wenn die Vielfalt zwar eingeschränkt ist, können kreative Rezeptideen eine ausgewogene Ernährungsweise unterstützen, wie unterschiedliche Wintergerichte von IN FORM zeigen. Und manchmal kann es auch befreiend sein, nicht immer die Qual der Wahl zu haben. Der bewusste Verzicht kann als persönliche Herausforderung sogar Spaß machen!
Die Kochaktionen der „Küchenpartie mit peb“ zeigen den Zusammenhang von Obst und Gemüse mit Saison, Region und Klima genauer auf. Außerdem werden Erfahrungen und Erinnerungen von Alt und Jung – von damals und heute – ausgetauscht. Wer sich an der „Küchenpartie mit peb“ beteiligt kommt zum Thema Saisonalität in den Gedankenaustausch und sammelt neue Erfahrungen.
Jetzt möchten wir euch bereits hier und auf unseren Social-Media-Kanälen bis Ende Februar mit Wissen, Ideen und Inspirationen rund um die Herausforderung „Saisonalität im Winter“ begleiten. Wir zeigen, dass das nicht nur Kohlsuppe heißen muss und laden herzlich zum Mitmachen ein!