Die Fotos der selbstgebackenen Bananen- und Sauerteigbrote, die zu Beginn der Corona-Pandemie in den sozialen Medien auftauchten, zeigten es deutlich: mit mehr Zeit im eigenen Zuhause wurde auch mehr gekocht und gebacken. Die Pandemie veränderte unseren Ernährungsalltag schlagartig. Anstelle des Mittagessens in Schul- oder Betriebskantinen bedeuten Homeschooling und Homeoffice zugleich auch Homecooking – bis zu drei Mahlzeiten am Tag. Der Ernährungsreport 2020 fasst es in Zahlen zusammen: Zweidrittel der Befragten gaben an, dass sie in der Coronakrise mehr kochen, ebenso viele essen häufiger als zuvor gemeinsam.
Geschmacks- und Ernährungsprägung erfolgen bereits in jungen Jahren. Daher sollten Kinder möglichst früh aktiv in die Zubereitung der Familienmahlzeiten einbezogen werden. Doch viele Eltern befinden sich nach einem Jahr Pandemie an der Belastungsgrenze. Deswegen ist es umso wichtiger zu vermitteln, dass Kochen mit Kindern und Jugendlichen ganz einfach ist.
Einfach anfangen! Erste Schritte in der Küche
Es gibt viele leckere Gerichte, die Kinder und Jugendliche auch eigenständig zubereiten können und die leicht in den Alltag integrierbar sind. Mit ein wenig Übung und guter Einweisung können Kinder und Jugendliche viele Gerichte schnell selbst zubereiten und dann vielleicht sogar die eigenen Eltern bekochen – das bringt nicht nur allen Familienmitgliedern Freude, sondern stärkt zugleich das Selbstbewusstsein und die Ernährungskompetenz der jungen Generation. „Damit die Jugendlichen mehr involviert werden, ist es sinnvoll, sie in Planung, Auswahl und Vorbereitungen mit einzubeziehen. Auch ein Rollentausch ist sehr motivierend: Heute kocht Mama, morgen Papa und übermorgen die Jugendlichen selbst. Das Selber-Kochen-Können wird für die Jugendlichen so zu einem Teil der Definition von Erwachsensein“, so der Ernährungspsychologe Dr. Thomas Ellrott in einem Interview mit der Ernährungs Umschau.
Alles sauber? Hygiene in der Küche
Doch um dies umzusetzen, ist es wichtig, dass gerade Kochneulinge einige Grundregeln zum hygienischen und sicheren Arbeiten in der Küche kennen. Auf dieser Basis können sie schnell eigenständig erste Schritte der Lebensmittelzubereitung durchführen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sind die Hygieneregeln wichtiger denn je. Rund ums Kochen sollten daher folgende Aspekte beachtet werden:
- Beim Einkauf immer darauf achten, dass die Kühlkette nur kurz unterbrochen wird.
- Das Mindesthaltbarkeits- und das Verbrauchsdatum gelten nur für originalverpackte Ware und unter Einhaltung der richtigen Lagertemperatur.
- Arbeitsflächen und Küchenutensilien sollten natürlich sauber sein und eine leicht zu reinigende, möglichst glatte Oberfläche aufweisen, denn Mikroorganismen „lieben“ kleine Furchen und Risse.
- Kleidung und Schürze sollten sauber und lange Haare zusammengebunden sein.
- Händewaschen ist das A und O! Nicht nur vor Beginn des Kochens, sondern auch zwischendurch, wenn z. B. mit rohem Fisch oder Fleisch gearbeitet wird.
- Während des Kochens sollten rohe, unverarbeitete und ungewaschene Lebensmittel nicht mit verzehrfertigen Lebensmitteln bzw. Speisen in Berührung kommen.
- Obst und Gemüse müssen gut gewaschen und geputzt werden. Rohes Fleisch, Geflügel und roher Fisch hingegen sollten unmittelbar durcherhitzt werden. So werden die meisten krankmachenden Keime sicher abgetötet.
- Angebrochene Packungen oder übriggebliebene Speisereste in Lebensmittelbehältnissen müssen gut verschlossen, sauber gelagert und zügig verbraucht werden.
- Um eine rasche Keimvermehrung zu verhindern, sollte die Abkühlung von Speiseresten möglichst schnell, d. h. in unter zwei Stunden, erfolgen.
Sicher ist sicher. Über Gefahrenquellen in der Küche
Die meisten Unfälle passieren im Haushalt, so ein geläufiges Sprichwort. Damit kleine Missgeschicke und große Unfälle in der Küche ausbleiben, sollten insbesondere beim Kochen mit den Kleinen ein paar grundlegende Dinge beachtet werden:
- Stolperfallen: Herumliegende Gerätekabel oder offene Schranktüren vermeiden.
- Flüssigkeiten: Beim Umschütten von heißen Flüssigkeiten, wie Nudeln abgießen, ist besondere Vorsicht geboten. Achtung auch bei spritzendem Fett oder stark kochendem Wasser. Beim Öffnen vom heißen Ofen oder Topfdeckeln immer einen Schritt Sicherheitsabstand wegen des heißen Dampfs wahren. Wässriges niemals mit heißem Fett in Berührung bringen, denn hier kann es zu explosiven Reaktionen kommen.
- Elektrische Küchengeräte: Nie mit feuchten Fingern benutzen. Stecker raus und sichere Entfernung zu Wasser gilt für alle Küchengeräte, die nicht unmittelbar im Einsatz sind.
- Hohe Temperaturen: Griffe von Töpfen und Pfannen sind vom Herdrand fernzuhalten und nach hinten zu drehen, damit man nicht daran hängen bleibt. Der Herd sollte aufgrund seiner Restwärme nicht als Abstell- oder Ablagefläche genutzt werden. Beim Hantieren mit heißen Töpfen, Pfannen und Blechen, Ofenhandschuhe oder Topflappen benutzen. Heiße Backbleche etc. gehören auf einen feuerfesten Untergrund.
- Sicherer Arbeitsplatz: Auch eine richtige Arbeitshöhe sorgt für Sicherheit – insbesondere wichtig beim Kochen mit kleineren Kindern. Hier kann gegebenenfalls ein standfester Tritthocker helfen.
Der richtige Arbeitsplatz
Wie beim Chefkoch aus dem Sternerestaurant, so sollte auch in der heimischen Küche der Arbeitsplatz zum Kochen eingerichtet werden.
Äußerer Greifraum: Hierhin kommen Gegenstände, die nicht so häufig gebraucht werden. Sie können mit ausgestrecktem Arm erreicht werden.
- Links: Gewaschene Lebensmittel
- Mitte: Geputzte und geschnittene Lebensmittel
- Rechts: Abfall
Innerer Greifraum: Hierhin kommen Gegenstände, die häufig benötigt werden. Sie können mit gebeugtem Arm bequem erreicht werden:
- Schneidebrett: Ein feuchtes Küchenpapier verhindert, dass das Brett verrutscht
- Messer: Wird oberhalb des Brettchens abgelegt, wenn es nicht in Benutzung ist
- Außerdem: zu bearbeitendes Lebensmittel
Der Bewegungsablauf muss dem Menschen angepasst sein: Rechtshänder arbeiten meistens von rechts nach links. Bei Linkshändern ist es umgekehrt.
Richtig schneiden lernen
Es ist wichtig, Kindern beim Kochen zu vertrauen und entspannt zu bleiben. Wer sich darum sorgt, die Kleinen könnten sich schneiden, ist gehemmt und vermittelt keine Freude. Besonders geeignet für den Start sind eher weiche Lebensmittel, wie Bananen, Feta-Käse oder Gurke, da diese besonders leicht zu schneiden sind. Das geschnittene Gemüse darf natürlich krumm und schief sein – schmecken tut es trotzdem! Einige Faustregeln zum Schneiden mit Messern: Es sollten immer scharfe Messer genutzt werden, diese nie an der Klinge anfassen, fallenden Messern nicht nachgreifen, die Messerschneide vom Körper abgewandt halten und mit der Schneide nach unten tragen sowie Messer niemals achtlos ablegen. Und damit die ersten Versuche sicher gelingen, hier zwei Schneidetechniken:
Wichtig ist eine rutschfeste Unterlage. Am sichersten schneiden sich Lebensmittel, wenn sie flach aufliegen. Zum Halbieren oder Vierteln von Lebensmitteln nutzt man am besten den Tunnelgriff. Dabei bilden Daumen und die anderen Finger quasi einen Tunnel. Dazwischen kann das Messer durch das Lebensmittel gleiten.
Zum Schneiden in Scheiben eignet sich der Krallengriff. Mit der einen Hand hält man das Messer, mit der anderen fixiert man das zu schneidende Lebensmittel. Hierfür halten Daumen und kleiner Finger das Lebensmittel fest, die mittleren Finger fixieren es, wobei die Fingerkuppen etwas nach innen in Richtung Handfläche gerichtet sind. Die vorstehenden Fingerknöchel dienen als Führungsschiene für das Messer.
Vom Küchenprofi zum Feinschmecker
Sitzen diese Handgriffe erstmal, ist ein wichtiger Teil getan! Es gibt viele unkomplizierte Gerichte, für die sich Kinder begeistern lassen und die sie mit ein wenig Übung und guter Einweisung auch schnell selbst zubereiten können. Wichtig ist, dass der Spaß nicht zu kurz kommt und das Essen lecker schmeckt! Denn auch Genuss ist wichtig für die kindliche Geschmacksentwicklung.
Auf unsere Webseite findet sich eine gute Auswahl von kindgerechten Rezepten. Kinder haben eine genetische Präferenz für Süßes. Um sie fürs Kochen zu begeistern, sind daher Smoothies, selbstgemachtes Knuspermüsli oder ein Früchtequark ein guter Anfang. Als Hauptspeisen eignen sich für Küchenneulinge z. B. Pfannkuchen (Eierkuchen), Puffer oder Flammkuchen!
Weiterführende Informationen zum Thema:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Hygienetipps – Küchen und Lebensmittelhygiene
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt
- Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: Achten Sie aufs Etikett! Kennzeichnung von Lebensmitteln
Zum Thema siehe auch:
- „Schmexperten“
- IN FORM-Projekt „Der Ernährungsführerschein“
- IN FORM-Projekt „Gut Essen macht Spaß – Mehr gesundheitliche Chancengleichheit im Quartier“
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