Ein Mittagstisch in der Nachbarschaft stellt für viele ältere Menschen eine willkommene Abwechslung in ihrem Alltag dar. Besonders schön ist es, wenn das Essen auch gemeinsam mit anderen Menschen zubereitet werden kann und aus der klassischen Nahrungsaufnahme eine soziale Aktivität wird.
Mit zunehmendem Alter verändert sich allerdings der Körper und das ist ganz normal. Um mögliche Veränderungen und Einschränkungen beim gemeinsamen Kochen im Blick zu haben, ist es gut, ein paar Aspekte zu kennen. Neben altersbedingten Veränderungen in der Motorik und Sensorik ist unbedingt zu beachten, dass Altern ein sensibles Thema für viele Menschen darstellt und sich ältere Menschen nicht aufgrund Ihres Alters definiert fühlen möchten.
Altersstereotype sollten demnach vorab reflektiert und vermieden werden. Stets sollte auch auf die konkreten Bedarfe und Erfahrungen der Teilnehmenden in der Kochgruppe geschaut werden, damit das gemeinsame Kocherlebnis eine bereichernde Erfahrung für alle wird.
Körperliche Besonderheiten
Es ist sehr bedeutsam, sensibel mit altersbedingten Einschränkungen umzugehen, denn Selbstkochen ist ein Indiz für die noch vorhandene Selbstständigkeit. Beim gemeinsamen Kochen können altersspezifische Anforderungen auftreten. Bei Hochbetagten können eine verzögerte Informationsverarbeitung und eine geringere Handkraft sowie ein Zittern der Hände ein langsameres Arbeitstempo erfordern. Eine oftmals höhere Lärmempfindlichkeit von Älteren machen ein ruhiges Umfeld oder zumindest Ruhepausen bedeutsam. Ebenso sind ältere Menschen eher daran gewöhnt, alleine in einem bekannten Kochumfeld zu arbeiten – versuchen Sie, bei Bedarf etwas Ruhe in die Gruppe zu bringen und zu Beginn gut zu erläutern, wo sich welche Kochutensilien befinden und wie die ggf. modernen Herde oder Geräte funktionieren, damit es nicht zu Überforderungen kommt. Typisch für altersbedingte Veränderungen sind zudem ein abnehmender Geruchs- und Geschmackssinn, daher bevorzugen viele ältere Menschen stärker gewürzte Speisen. Auch können die Kau- und Schluckfähigkeiten eingeschränkt sein, Suppen oder sind daher oftmals sehr beliebt. Besonders wichtig sind ausreichend Sitzmöglichketen, eine gute Beleuchtung und barrierefreie Räumlichkeiten. Animieren Sie darüber hinaus zu regelmäßigem Trinken.
Wünsche und Erwartungen
Jede Kochgruppe und jede:r Teilnehmende ist anders. Erfragen Sie daher unbedingt die Wünsche und Erwartungen der Kochgruppe zu Beginn der Kochaktionen vor Ort. Bei vielen älteren Menschen sind traditionelle Gerichte sehr beliebt. Lassen Sie die Älteren eigene Rezepte und Ideen beim Kochtreff einbringen und wecken Sie Stück für Stück die Neugierde für Unbekanntes und alternative Ideen bei der Mahlzeitenzubereitung und Lebensmittelauswahl. Zum Beispiel sind vegetarische oder vegane Rezepte eher unbekannt, haben aber nach einer leckeren Erfahrung durchaus das Potential zum neuen Leibgericht. In der Küchenpartie haben wir diese Erfahrung viele Male mit unserer leckeren Pasta mit Linsenbolognese gemacht. Doch neben dem Kulinarischen steht beim gemeinsamen Kochen und Essen für ältere Menschen der soziale Austausch im Vordergrund. Daher ist es wichtig, genügend Zeit für Gespräche einzubauen. Das Anregen von Gesprächen und dem Kontaktaustausch ist daher ein bedeutsamer Schritt für die Förderung des sozialen Miteinanders und den Aufbau von Beziehungen.
Alle Fotos: Plattform Ernährung und Bewegung (peb gGmbH)
Kochen mit Alt und Jung
Ältere Menschen verfügen meist über viel Erfahrung und Wissen in der Küche. Es gibt also jede Menge Küchenhacks, die wir von ihnen lernen können. Genau davon lebt die Küchenpartie – hier können Kinder und Jugendliche beim gemeinsamen Kochen mit Älteren viel Lernen und das mal nicht von den eigenen Eltern, Lehrer:innen und Co. Zu beachten ist hierbei lediglich, dass Ältere den Kindern auch ausreichend Zeit geben, sich selbst auszuprobieren und ihnen eigene Schritte zutrauen – greifen Sie unterstützend ein, falls Sie ein Ungleichgewicht in der Gruppe beobachten.
Auch in puncto Arbeitstechniken sind Ältere zwar Profis in ihrer eigenen Küche, aber beim gemeinsamen Kochen mit Kindern lohnt ein Blick auf Arbeitssicherheit und Hygiene. Lassen Sie beide Generationen beispielsweise zu Beginn als Methode des sicheren Schneidens den Krallen- und Tunnelgriff üben – hierauf können Sie sich dann im Laufe des gesamten Kochtreffs immer wieder beziehen.
Das Schöne beim gemeinsamen Kochen von Alt und Jung ist, dass die Generationen voneinander, miteinander und übereinander lernen können und das über das Kochen hinaus.