Bei kaum einem anderen Thema ist der Austausch zwischen Jung und Alt so spannend wie beim Thema klimaschonende Ernährung. Auf den ersten Blick scheinen Foodsaving, Zero Waste, Meal Prepping, Urban Gardening und Veggie-Food eher Themen der jüngeren Generation zu sein, doch für Ältere sind diese oft selbstverständlich.
Mit dem Nachhaltigkeitsgedanken sind unsere Großeltern quasi aufgewachsen: Der achtsame Umgang mit Lebensmitteln hat bei ihnen vor allem damit zu tun, dass sie meist in der Nachkriegszeit groß geworden sind.
Damals war die Lebensmittelauswahl sehr eingeschränkt und so standen fast täglich Kartoffeln auf dem Speiseplan und Fleisch gab es nur sehr selten – oft als Sonntagsbraten. Jedes Lebensmittel war sehr wertvoll und fast nichts wurde weggeworfen. Daher sind Oma und Opa in puncto Resteküche und Haltbarmachung häufig richtige Expert:innen.
Tradition vs. Trends
Heute leben wir unter ganz anderen Umständen und sind eher mit den Herausforderungen des Überflusses konfrontiert. Daher ist die Sichtweise auf das Thema Ernährung der jüngeren Generation in vielerlei Hinsicht anders. Der Klimawandel und ethische Überlegungen spielen bei der Auswahl der Lebensmittel und beim Umgang damit eine bedeutende Rolle. Dies zeigt sich zum Beispiel anhand der zunehmenden Anzahl von Vegetarier:innen oder Flexitarier:innen oder an dem gesteigerten Interesse an saisonalen und regionalen Produkten.
Hier ein paar Vorschläge zu welchen Themen wir viel von der älteren Generation lernen können:
Verpackungsfreier einkaufen
Eingekauft wurde früher eher auf dem Wochenmarkt und das stets mit eigenem Einkaufskorb bzw. -beutel. In Plastik verpacktes Obst und Gemüse gab es kaum. Das Einkaufen im Unverpackt-Laden war quasi der Standard. Doch auch im üblichen Supermarkt lässt sich mit kleinen Dingen viel Verpackung sparen. Also beim nächsten Mal einfach einen Einkaufszettel schreiben, an wiederverwendbare Netze denken, zu Mehrweg- statt Einwegverpackungen greifen und unnötig Verpacktes einfach meiden.
Saisonal und regional einkaufen
Ananas, Mango oder Erdbeeren im Winter kamen früher nicht auf den Tisch, denn es stand schlichtweg nichts Anderes zur Verfügung als die Produkte aus der Region. Heute wissen viele aufgrund der stets vielseitig gefüllten Supermarktregale nicht mehr, was aus der Region kommt und zur aktuellen Jahreszeit wächst. Doch saisonale und regionale Freilandware ist klimafreundlicher, da sie kürzere Transportwege hinter sich hat als importierte Ware und für sie ist außerdem kein beheiztes Gewächshaus nötig ist. Produkte aus ungeheizten Gewächshäusern, geschütztem Anbau (z. B. unter Folie oder Vlies) oder Lagerware ziehen ebenfalls nur eine geringe bis mittlere Klimabelastung nach sich.
Testen statt wegwerfen
Nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, muss ein Produkt noch lange nicht entsorgt werden. Hier wurde sich früher eher auf die Sinne verlassen. Dafür einfach das Lebensmittel auf Geschmack, Geruch und Aussehen prüfen. Und damit man den Überblick behält und die älteren Produkte zuerst verzehrt werden, sollten die Einkäufe nach dem „First-in-first-out- Prinzip“ eingeräumt werden: Neues kommt nach hinten, Altes rückt nach vorne. Produkte mit abgelaufenem Verbrauchsdatum, wie rohes Geflügel oder Hackfleisch, müssen jedoch entsorgt werden, da sie leicht verderblich sind und mit mikrobiologischen Risiken für die menschliche Gesundheit verbunden sein können.
Vorratshaltung
Häufig haben ältere Menschen eine Vorratskammer zuhause, in der jede Menge Gläser mit Marmelade, Apfelkompott und Sauerkraut lagern. Falls absehbar ist, dass die schnelle Verwertung von Obst und Gemüse schwierig wird, können Lebensmittel z. B. durch Einlegen oder Einkochen haltbar gemacht werden. Wie das geht, lässt sich einfach bei der älteren Generation erfragen. Und damit im Lager nichts so schnell vergessen wird, lohnt ein regelmäßiger Vorrätecheck, denn auch das trägt zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen bei.
Selbstkochen
Fertiggerichte aus der Plastikverpackung wären bei Oma und Opa nicht auf den Tisch gekommen, denn damals gab es vor allem naturbelassene bzw. gering verarbeitete Lebensmittel. Und wenn man schon am Kochen ist, lohnt es sich das gleich auf Vorrat zu tun, denn das spart Energie. Das Energiesparen klappt noch besser durch Kleinigkeiten wie die Nutzung von Topfdeckeln, der passenden Herdplatte, von Restwärme, eines Schnellkochtopfs und der minimal nötigen Wassermenge.
Resteküche
Die Wertschätzung für Lebensmittel war früher meist sehr hoch, schlichtweg, weil sie zeitweise knapp waren. Daher wurde fast nichts weggeworfen. Unsere Großeltern haben somit bestimmt viele Ideen, wie vermeintliche Küchenabfälle noch lecker verwertet werden können. Zum Beispiel eignen sich die Reste von Gemüse, die beim Kochen anfallen hervorragend, um eine kräftige Gemüsebrühe zu zaubern. Und sicher haben Oma und Opa auch viele Rezeptideen für die Brötchen von vorgestern.
All das sind Dinge, die für eine klimanschonende Ernährung von Bedeutung sind. Die Entscheidung darüber, was wir essen und wie wir mit Lebensmitteln umgehen, beeinflusst auch die Umwelt, denn das Ernährungssystem ist für eine Reihe von Umweltbelastungen verantwortlich. Die Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel ist der wohl bedeutendste Klimatipp, denn der größte Beitrag zum Klimaschutz im Rahmen der Ernährung kann tatsächlich durch einen geringeren Konsum von tierischen Lebensmitteln erreicht werden. Dies hängt z. B. damit zusammen, dass für die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel viel weniger Fläche, Energie und Wasser benötigt werden als für die Erzeugung von tierischen Produkten. Für die leckersten vegetarischen oder veganen Rezepte kann „Alt“ am auch mal „Jung“ fragen, denn der Trend zur überwiegend pflanzenbasierten Ernährung setzt sich fort.
Wer zukünftig mehr auf einen klimafreundlichen Umgang mit Lebensmitteln achten möchte, für den gilt: Schritt für Schritt geht’s einfacher! Es lohnt sich mit kleinen Dingen anzufangen und nach und nach etwas am eigenen Konsum- und Ernährungsverhalten zu ändern. Und auch ein nachhaltiger Ernährungsstil kann mit Spaß und Genuss erfolgen! Denn ohne Freude lassen sich Ernährungsgewohnheiten langfristig kaum verändern. Zudem sind viele der Klimatipps auch für die Gesundheit förderlich, sodass es sich gleich doppelt lohnt damit zu starten. Unterstützen können dabei unsere Klimatipps für die Küche.
Ansonsten zeigt sich häufig, dass nur darüber reden nicht viel hilft: Also nicht einfach nur die ältere Generation nach dem besten Resterezept für die Brötchen von vorgestern fragen, sondern sich gleich mit ihnen in der Küche treffen, um es gemeinsam zu kochen – zum Beispiel wie in der Küchenpartie mit peb!
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